Atomfreund Albert Rösti hat es geschafft: Der Gesamtbundesrat will neue Atomkraftwerke (AKW). Trotz klarem Volksentscheid für den Atomausstieg und drei Monate nach dem wuchtigen Ja zum neuen Stromgesetz für erneuerbaren Energien jubelt die AKW-Lobby. Wir – Bevölkerung und Parlament – müssen diesen dreifachen Irrweg stoppen: AKW sind unsicher, bringen nichts für die Versorgungssicherheit und sind ausser für die Atomlobby selber nicht wirtschaftlich.
Erstens gefährden Atomkraftwerke die Sicherheit von uns allen. Das gilt auch für neue, angeblich sicherere AKW. Sie produzieren radioaktiven Abfall, der über 100’000 Jahre hochgefährlich bleibt. Das ist unvorstellbar lang. Wir wissen nicht, wie wir etwas so Gefährliches so lang sicher lagern sollen.
AKW sind ein grosses Terror-Risiko. Im Krieg können Sie zu Atombomben des Feinds im eigenen Land werden. Das wissen wir aus der Ukraine. Und auch das Unfallrisiko ist ungeheuer hoch. Bisher haben rund 200 kommerzielle AKW auf der Welt ihr Lebensende erreicht. 5 Davon, also 2,5 Prozent, hatten in dieser Zeit eine Kernschmelze. Würden Sie Ihre Familie in ein Flugzeug mit 2,5-prozentiger Absturzgefahr schicken?
Zweitens schaffen AKW auch eher weniger statt mehr Versorgungssicherheit. Weil sie unzuverlässig sind. Das haben wir in der Energiekrise von 2022 gesehen. Auslöser war nicht nur der Ukraine-Krieg, sondern auch, dass damals die Hälfte – die Hälfte! – der französischen AKW gerade Pannen hatte. Mit Sonne und Wind auf der anderen Seite produzieren wir zwar nicht konstant Strom, aber zuverlässig. Zusammen mit Pumpspeicherwerken, Wasserstoffanlagen und Batterien schaffen wir so eine verlässlichere Stromversorgung als mit AKW.
Neue AKW sind drittens für uns Steuerzahlende ein Fass ohne Boden. Niemand versichert ihre Risiken. Sie bleiben darum zu 100 Prozent bei der Bevölkerung. Und wo in Europa neue AKW gebaut werden, explodieren die Baukosten. Das neue AKW im französischen Flamanville war für 3,4 Milliarden Euro geplant. Kosten wird es 19. Für den Bau im englischen Hinkley Point sieht es ähnlich aus. Finden Sie das eine solide Basis für eine wirtschaftliche Stromversorgung?
Auch in der Energiewirtschaft können wir den Franken nur einmal ausgeben. Was wir für wackelige Atom-Luftschlösser rauswerfen, fehlt für den Aufbau einer nachhaltigen Stromversorgung. Dabei beginnen wir gerade zu sehen, wie viel Investitionen in ein Gesamtsystem mit erneuerbaren Energien bringen. Letztes Jahr haben wir die einheimische Stromproduktion um über 2 Prozent erhöht. Entstanden sind dabei auch Arbeitsplätze in den Alpen und in den Randregionen. Es ist also klar, mit welchem Weg wir eine bessere Zukunft für uns alle schaffen.
Dieser Text ist am 11. September 2024 als Kolumne in der Südostschweiz erschienen.