Plakatwände, Inserate, Instagram-Posts und die meisten Medienkommentare behaupten, dass eine 13. AHV-Rente die jüngere Generation belasten wird. Dieses Narrativ ist geschichtsvergessen und falsch.
Historisch hat nichts das Verhältnis zwischen den Generationen mehr verbessert als die AHV. Sie hat der breiten Bevölkerung ein Alter in Würde ermöglicht. Und sie hat die Jungen von der Bürde entlastet, finanziell für ihre Eltern sorgen zu müssen. Für jüngere Generationen war und ist die AHV die wohl grösste finanzielle Entlastungsmassnahme aller Zeiten. Diese AHV als Last für die Jungen zu verleumden, ist absurd.
Banken und Privatversicherungen versuchen im aktuellen Abstimmungskampf, die AHV zu diskreditieren und die Generationen gegeneinander auszuspielen. Das ist verständlich: Sie wollen ihre teuren Vorsorgelösungen verkaufen und darum eine schwache AHV.
Tatsache ist: Bei der AHV erhalten neun von zehn Personen mehr, als sie einbezahlt haben. Das hat zwei Gründe. Erstens zahlen Arbeitgeber für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter den gleich hohen AHV-Beitrag wie die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter selber. Zweitens zahlen alle einen fixen Prozentsatz des Lohns als AHV-Beitrag. Sergio Ermotti mit seinem Millionenlohn zahlt also in Franken und Rappen ein X-Faches mehr AHV-Beiträge als seine Putzfrau. Ermotti erhält im Pensionsalter dann aber höchstens doppelt so viel AHV-Rente als seine Putzfrau.
Daran ändert sich nichts, wenn es neu 13 statt 12 Monatsrenten gibt. Wenn wir die 13. AHV-Rente annehmen und mittelfristig die Beiträge um ein paar Lohnpromille erhöhen müssen, profitieren besonders auch die Rentnerinnen und Rentner von morgen. Neun von zehn von ihnen werden weiterhin mehr Geld als Rente beziehen, als sie mit AHV-Beiträgen einzahlen mussten.
Die Abstimmung über die 13. AHV-Rente ist also kein Konflikt zwischen Jung und Alt. Wenn schon, dann ist es eine Auseinandersetzung zwischen der Finanzbranche und den reichsten 10 Prozent auf der einen Seite und dem Rest der Bevölkerung auf der anderen Seite.
Wer im Abstimmungskampf die Generationen gegeneinander ausspielt, greift letztlich die Grundlagen unserer genialen AHV an. Dass die Finanzbranche das aus Eigeninteresse tut, ist nicht erstaunlich. Dass so viele Medienschaffende, auch von dieser Zeitung, in den Kommentaren den Teufel an die Wand malen und den Generationenkonflikte herbeischreiben, ist hingegen unverständlich.
Darum bin ich dankbar, hier das Gegenteil schreiben zu dürfen: Stärken wir am 3 März unser wichtigstes Sozialwerk, stärken wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Eine 13. AHV-Rente sollte so selbstverständlich sein wie der 13. Monatslohn. Sie kompensiert den Rentenrückstand der letzten Jahre. Im Interesse der Älteren und der Jüngeren.
Dieser Text ist am 28. Februar 2024 als Kolumne in der Südostschweiz erschienen.