Quelle: Unia

Diesen Mittwochvormittag führt der Nationalrat auf Basis von drei dringlichen Interpellationen von SP, Grünen und Grünliberalen eine aktuelle Debatte zum Thema «Pandemie und Krankenpflege». Angesichts der übermenschlichen Arbeit, die seit Monaten in den Gesundheitseinrichtungen und insbesondere in den Intensivstationen unseres Landes geleistet wird, ist diese Auseinandersetzung nötig. Massnahmen zur Unterstützung der Pflege und gegen den wachsenden Personalmangel in Spitälern, Heimen und bei der Spitex sind dringend. Doch bis jetzt sind die politischen Beschlüsse in Bern ungenügend. Darum braucht es ein klares Wort des Volkes.

Als der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) im Januar 2017 die Pflegeinitiative lancierte, konnte niemand ahnen, dass wir uns zum Zeitpunkt der Abstimmung mitten in der schwersten Pandemie seit der Spanischen Grippe von 1918 befinden würden. Noch weniger vorhersehbar war, dass wir am 28. November 2021 zeitgleich auch über die Rechtsgrundlage für das Covid-Zertifikat abstimmen würden. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass diese beiden Vorlagen am Schluss dieselben Fragen aufwerfen: Nehmen wir als Gesellschaft Rücksicht auf die Pflegerinnen und Pfleger, die unsere Spitäler und Intensivstationen auch in der Pandemie am Laufen halten? Bringen wir denjenigen den nötigen Respekt entgegen, die am Rande der Erschöpfung Kranke pflegen und viel Leid lindern? Sichern wir unser Gesundheitswesen in dieser Krise und darüber hinaus? Bejahen wir diese Fragen, sollten wir drei Dinge tun.

Erstens sollten wir am 28. November die Pflegeinitiative annehmen, damit der Beruf gestärkt wird. Nur so verhindern wir, dass sich der Personalmangel verschärft. Denn wir können von so wichtigen Berufsleuten wie den Pflegerinnen und Pflegern nicht erwarten, dass sie zugleich hoch qualifiziert, ständig verfügbar, immer empathisch und ausserordentlich mutig sind, ohne ihnen anständige Arbeitsbedingungen und faire Löhne zu gewähren.

Zweitens sollten wir am 28. November das Covid19-Gesetz annehmen, damit neben den wirtschaftlichen Hilfen auch das Covid-Zertifikat bestehen bleibt. Es sorgt erwiesenermassen dafür, Ansteckungen zu reduzieren. Und es sorgt dafür, dass wir einigermassen frei leben können, ohne die Intensivstationen an den Anschlag zu bringen. Die Zahl der verfügbaren Plätze in der Intensivpflege ist weniger ein Problem der Infrastruktur, sondern des verfügbaren Personals. Seit 18 Monaten leisten diese Profis Übermenschliches am Rande der Überlastung. Umso respektloser ist die Einstellung, mehr Ansteckungen seien in Kauf zu nehmen, da es im Notfall die Spitäler schon richten würden.

Drittens tragen wir alle eine persönliche Verantwortung dafür, das Virus in Schach zu halten und das Gesundheitssystem zu schützen. Jede Person, die sich impfen lässt, verringert das Risiko, auf der Intensivstation zu landen. Sie schützt damit sich selbst und eben auch andere.

In der ersten Welle der Pandemie haben wir für das Pflegepersonal geklatscht. Nach 18 Monaten Pandemie reicht Applaus definitiv nicht mehr. Die Pflege braucht echten Respekt. Wir können diesen Respekt erweisen, indem wir der Pflegeinitiative und dem Covid19-Gesetz zustimmen – und uns impfen lassen.

Dieser Text ist am 29. September 2021 als Kolumne in der Südostschweiz erschienen.

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