Quelle: www.operation-libero.ch

In den Händen weniger Konzerne liegt heute mehr Macht über Information als je zuvor. Nationalrätin Jacqueline Badran hat es kürzlich auf den Punkt gebracht: Tech-Giganten kontrollieren, filtern und kuratieren Nachrichten, setzen Algorithmen über redaktionellen Sinn – und bestimmen damit, was wir überhaupt noch wahrnehmen können. Ihre Absicht ist entweder maximaler Profit oder, wie im Fall von Elon Musk, das Durchsetzen einer rechten Agenda. Die Demokratie steht unter Druck. Auch in der Schweiz.

Umso unverständlicher, dass unser Land ausgerechnet jetzt darüber diskutiert, ob wir unsere wichtigste mediale Infrastruktur halbieren wollen. Die sogenannte Halbierungsinitiative der SVP, über die wir bald abstimmen, will die Haushaltsabgabe für Radio und Fernsehen senken und den Beitrag der Unternehmen ganz streichen. Das klingt sympathisch und harmlos – ist aber brandgefährlich. Denn das Budget der SRG würde dadurch halbiert.

Eine eigentliche Anti-SRG-Initiative

Was das bedeutet? Einen Rückzug aus den Regionen. Den Verlust mehrsprachiger Berichterstattung. Das Ausdünnen von Angeboten wie «Telesguard», «Il Quotidiano», «Infrarouge» oder «Echo der Zeit». Den Abbau journalistischer Präsenz in der Fläche. Graubünden würde faktisch RTR und das Romanische sein Fernsehen und grosse Teile seines Radios verlieren. Unter dem Strich gäbe es eine massive Schwächung des Service public. In einem Land mit vier Sprachregionen, gelebtem Föderalismus und starker Zivilgesellschaft ist das nichts weniger als ein Angriff auf den Zusammenhalt.

Die SRG ist nicht perfekt. Aber sie ist einzigartig – und notwendig. Sie ist die einzige Institution, die täglich aus allen Regionen in allen vier Landessprachen berichtet. Sie verbindet, was sonst auseinanderdriften würde. Sie bildet ab, was nicht laut ist, aber relevant. Und sie gehört niemandem ausser uns allen. Keine Partei, kein Konzern, kein Clan, kein Oligarch hat direkten Zugriff auf ihre Informationen. Gerade deshalb ist sie ein Dorn im Auge all jener, die Journalismus kontrollieren, Wahrheiten manipulieren und die demokratische Debatte dominieren wollen.

Information ist Macht

Das ist kein Zufall. Die Initiative reiht sich ein in eine internationale Kampagne gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ob in Deutschland durch die AfD, in Ungarn durch Orban oder in den USA durch Trumps Rechte – überall ist das Ziel dasselbe: unabhängige Medien zum Schweigen bringen. Auch bei der SVP-Initiative geht es nicht um Entlastung der Bevölkerung. Es geht um Macht über Information.

Doch eine Demokratie ohne informierte Öffentlichkeit verliert ihr Fundament. Öffentlich-rechtliche Medien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um genau das zu verhindern: Sie sollten eine vielfältige, faktenbasierte Öffentlichkeit sichern, unabhängig von Parteien und Konzernen. Heute brauchen wir sie dringender denn je. Denn wo sie schwach sind, übernehmen Algorithmen, Empörung und Propaganda.

Keine Demokratie ohne starke Medien

Die Schweiz darf nicht auf diesen gefährlichen Kurs einschwenken. Wenn wir die SRG halbieren, verlieren wir mehr als ein paar Sendungen. Wir verlieren ein Stück unserer demokratischen Infrastruktur. Wir verlieren die Fähigkeit, uns selbst zu erzählen. Und wir überlassen das Feld jenen, die Öffentlichkeit als Geschäftsmodell oder Machtinstrument betrachten.

Die Schweiz braucht starke Schweizer Medien. Für ihren Zusammenhalt. Für ihre Demokratie. Für ihre Unabhängigkeit.

Dieser Text ist 30. Oktober 2025 als Gastkommentar im Bündner Tagblatt erschienen.

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